Tourfinale: Okavango Delta

Fast drei Wochen im südlichen Afrika unterwegs, unzählige Eindrücke gesammelt und Tiere gesehen, wie lässt sich das noch steigern? Ganz einfach: Mit dem Okavango Delta. Das Unesco Weltkulturerbe ist das größte Binnendelta der Welt und hat eine Vielfalt an Flora und Fauna hervorgebracht, die es zu einem der großen Naturparadiese dieser Welt macht. Als Unterkunft haben wir uns diesmal das Gunn’s Camp ausgesucht, das Schwestercamp von Moremi Crossing, wo wir beim ersten Mal zu Gast waren. Die Anreise ins Camp erfolgt mit einem Kleinflugzeug und man landet auf einer Sandpiste mitten im Delta. Das Ganze ist genauso abenteuerlich wie es klingt: Statt einer Feuerwehr stehen ein paar Eimer Wasser herum und manchmal müssen sogar noch Zebras oder Elefanten von der Landebahn verscheucht werden. Bei uns lief aber alles rund und Jan durfte das Geschehen sogar als Co-Pilot von vorne beobachten. Auf dem Hinflug viel uns gleich auf, dass diesmal viel weniger Wasser im Delta war als damals. Es hatte zwar reichlich geregnet aber das Wasser braucht bis zu 6 Monate, bis es im Delta angekommen ist. Im Camp angekommen begann gleich die Rundum-Sorglos-Versorgung. Diese besteht am frühen Morgen aus einem Weck-Service mit Kaffee oder Tee (serviert direkt im Zelt), danach  gibt es ein leichtes Frühstück zusammen mit den anderen Gästen (Unser Camp hatte nur 6 Zelte, also 12 Gäste). Danach gehen dann die Aktivitäten wie Bushwalk oder Bootsfahrt los. Nach der Rückkehr gegen Mittag wird dann ein Brunch serviert, bevor man sich dann erstmal für die Siesta aufs Ohr hauen kann (schlafen kann man aber sowieso nicht, weil man die ganze Zeit irgendwelche Geräusche hört, deren Ursache man auf den Grund gehen möchte). Weiter geht es dann am Nachmittag mit dem sogenannten “High Tea”, also Tee und Kaffee mit was zum Naschen dazu. Genau nach meinem Geschmack. Danach geht’s dann auf zur zweiten Aktivität des Tages. Am Abend wird dann ordentlich aufgetischt und die Bar steht sowieso die ganze Zeit offen. Es wird einem also auf keinen Fall langweilig.

Das schönste am Okavango Delta ist die totale Abgeschiedenheit und dieses “Mittendrin-Gefühl”. Ich würde auch jedem Namibia/Botswana-Reisenden empfehlen, die Tour von Namibia in Richtung Botswana mit dem Abschluss im Okavango Delta zu planen. Somit hält man sich das Highlight bis zum Schluss auf.

Bei unserer ersten abendlichen Bootsfahrt waren wir gleich schwer begeistert von unseren beiden Guides, die sich sehr viel Mühe gaben, uns alles über die Tiere und Pflanzen des Deltas näher zu bringen. Auf unserer Tour konnten wir Elefanten beim Abendessen zuschauen. Erstaunlich, mit welcher Geschicklichkeit die Dickhäuter mit ihren Rüsseln das Gras ausrupfen, kurz durchs Wasser schwenken und dann ins Maul verfrachten. Da hätte ich stundenlang zuschauen können. Beeindruckend war auch die große Flusspferfamilie, die uns beim Vorbeifahren argwöhnisch beobachtete. Irgendwie hat man schon ein mulmiges Gefühl, wenn einen 20 Augenpaare beim vorbeifahren verfolgen. Nach der Rückkehr wurde dann zum ersten Mal unsere Dusche unter Sternenhimmel getestet. Was wir erst später herausfanden: Das gesamte Wasser in der Anlage kommt direkt aus dem Okavango und hat eine “leckere” braune Farbe. Später im Jahr wird es anscheinend wieder klarer. Wir haben damit sogar Zähne geputzt und keinerlei Probleme bekommen.

Der Weckservice am nächsten Morgen funktionierte perfekt und mit Kaffee und Frühstück gestärkt ging es zu unserem Nature-Walk. Dieser Walk war wie bei unserem letzten Urlaub was komplett anderes als die Bootsfahrten. Man konzentriert sich eher auf die kleinen Dinge, liest Fährten und erfährt sehr viel über das Ökosystem. Als ich zwischendurch eine Frage bezüglich der Termitenhügel stellte, bekamen wir einen 15-Minütigen Vortrag über alles, was es zu Termiten zu erzählen gibt. Ich habe danach dann nichts mehr gefragt. Nach einem leckeren Brunch ging es dann zum Relaxen zum Zelt. Die Ruhe wurde dann aber recht schnell von einem lauten Schmatzen vor dem Zelt der Fischer’s unterbrochen. Zwei Hippos waren aus dem Fluß gekommen um einen kleinen Snack einzunehmen. Wow! Das hatte ich auch noch nicht erlebt.

Beim Zelt der Fischer’s war ohnehin viel mehr los als bei unserem. Direkt unter dem Zelt hatte sich eine Mongoose Familie eingenistet, die die beiden ganz schön auf Trapp hielt. Sonja meinte irgendwann “Schau mal, die wollen in unser Zelt!”. Im gleichen Moment kam dann eines von den kleinen Viechern gerade AUS dem Zelt heraus.

Spannend wurde es nochmal bei der Fahrt mit dem traditionellen Einbaum-Boot. Man sitzt ja sozusagen direkt auf Augenhöhe mit den meisten Tieren und fühlt sich dadurch tendenziell ein wenig ausgeliefert. Dass das Ganze eine extrem wackelige Angelegenheit ist kommt noch hinzu. Dass wir dann aber auch noch den Tümpel mit den Flusspferden vom Vorabend angesteuert haben (wie gesagt: 20 Augenpaare) und dort auch noch ausgestiegen sind, war wirklich etwas beängstigend. Aber wie Ihr merkt konnte ich diesen Bericht hier noch schreiben, es ist also nichts passiert.

Leider waren die zwei Tage im Delta viel zu schnell vorbei und mit einem Tränchen im Auge verabschiedeten wir uns beim Ablug von den grasenden Elefanten unter uns. Bis zum nächsten Mal!